Die Maker*-Community ist vorwiegend männlich. Das Forschungsprojekt nextgen*LAB hat sich zum Ziel gesetzt, den Maker*space des Technischen Museums Wiens, das techLAB, gendersensibel zu gestalten. Gleich vorweg: Das techLAB zeichnet sich durch ein sehr hohes Ausmaß an Gendersensibilität aus. Aber wie ist es dazu gekommen?
Mit dem techLAB wurde im Technischen Museum Wien ein Maker*space entwickelt, der die demokratische und globale Perspektive der Making-Kultur aufnimmt. Es geht darum, Menschen jeden Alters, Geschlechts, Bildungs- und sozialen Hintergrunds zu befähigen, innovativ und kreativ zu sein und eigene Ideen in die Realität umzusetzen. Die techLAB-Nutzer_innen sind aktiv im Entwickeln, Adaptieren oder Gestalten. Sie benutzen die Technologien nicht nur, sondern „begreifen“ diese, um sie selbst zu gestalten und im Idealfall auch neu zu denken. Die damit verbundenen technischen bzw. digitalen Kompetenzen sind gefragt, denn unsere Gegenwart ist geprägt von rasanten technologischen Veränderungen. Während Industrie 4.0 – vereinfacht gesagt – für eine die intelligente, digitale Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Industrie steht, wird heute bereits laut über Industrie 5.0 nachgedacht. Hier geht es darum, dass Roboter Menschen dabei helfen, schneller und besser zu arbeiten. Zur Automatisierung kommt also noch eine andere, „persönlichere“ Ebene in der Mensch-Maschine-Interaktion hinzu.
Mit derartigen, sich ständig verändernden, technologischen Entwicklungen Schritt halten zu können, ist wesentlich, um individuelle Möglichkeiten der Teilhabe an technologischen Innovationen aktiv gestalten zu können. Noch immer sind Frauen von diesen Prozessen allerdings weitgehend ausgeschlossen, wie aktuelle Daten des European Institute for Gender and Equality eindrucksvoll zeigen: Über alle Branchen gerechnet liegt der Anteil der weiblichen und männlichen IT-Spezialisten in Europa im Jahr 2020 bei 18,7% bzw. 82,3%. Österreich stellt sich mit 20,7% weiblichen und 79,3% männlichen IT-Spezialist_innen etwas besser dar. Als IT-Spezialist_innen werden branchenübergreifend Menschen verstanden, die ein IT-System aufbauen, betreuen und warten können.
Die sehr wenigen Studien, die es in diesem Zusammenhang für Maker*spaces gibt, zeigen ein ähnliches Bild. In der Maker*-Community gibt es eine offensichtliche Geschlechterdiskrepanz, die den Eindruck eines von Männern dominierten Bereichs aufkommen lässt. Das hat mit gesellschaftlichen Stereotypen zu tun, die den Geschlechtern zugeschrieben werden. Auch noch im Jahr 2022 werden technische Berufe häufiger „männlich“ konnotiert, während soziale Berufe eher als „weiblich“ angesehen werden. So verwundert es auch nicht, dass es zu mangelndem Interesse von Frauen in MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Feldern kommt, wenn davon ausgegangen werden kann, dass derartige Mechanismen bereits im frühesten Kindheitsalter einsetzen. MINT-Kompetenzen wiederum werden als die zentralen Voraussetzungen für eine Teilhabe an den aktuellen und zukünftigen digitalen Innovationen gehandelt.
Vor diesem Hintergrund hat sich das Forschungsprojekt nextgen*LAB zum Ziel gesetzt, den Makerspace des Museums, das techLAB, gendersensibel zu gestalten. Das heißt, dass wir einen Schwerpunkt darauf gelegt haben, die vielfältigen Angebote des Labs gleichermaßen für die Geschlechter zugänglich zu machen und so Kompetenzen für den Umgang mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen aufzubauen. Im Rahmen einer breit angelegten Bedarfsanalyse zu Projektbeginn und der laufenden Evaluierung der 13-monatigen Testphase haben wir Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren und Expert_innen gefragt, wie sie das techLAB wahrnehmen.
Das Wichtigste vorweg: Das techLAB des Technischen Museums Wien zeichnet sich durch ein sehr hohes Ausmaß an Gendersensibilität aus. Aber wie ist es dazu gekommen? Im Zuge unserer Forschungsarbeit konnten wir multiple, sich ergänzende Faktoren identifizieren, die dazu beigetragen haben (vgl. Abbildung 1).
An vorderster Stelle ist hier das Team der Explainer_innen zu nennen, das sich durch ein sehr hohes Maß an Genderkompetenz auszeichnet. Letztere war bereits bei deren Einstellung ein Kriterium und wurde in einem gemeinsamen Workshop zu Projektbeginn vertieft. Es wurde ein gemeinsames Verständnis von Gender entwickelt, das sich an einem (de)konstruktiven Genderverständnis orientiert. Das hat über die Explainer_innen Eingang ins techLAB gefunden; Reflexion ist ein großes Thema, sie gehen achtsam mit Begriffen um – wie die Bezeichnung „Maker*Sisters“ für ein Programm, das sich spezifisch an junge Frauen richtet. Sie dramatisieren Unterschiede nicht, sondern erzählen neue Geschichten über Frauen und Technik. Natürlich machen Genderstereotype vor der Türe des techLAB nicht halt – die Explainer_innen gehen gelassen mit Störversuchen von außen um.
Die Explainer_innen nehmen so auch die Funktion von Rollenmodellen für die jugendlichen Besucher_innen, sie sprechen ihre Sprache und sind auf einer Ebene mit ihnen.
Als sehr wichtig hat sich auch die hohe Niederschwelligkeit herausgestellt, die den Besucher_innen in einem anderthalbstündigen Produktionsprozess erlaubt, ein Produkt zu erstellen und so einen individuellen, unmittelbaren Nutzen zu generieren. Sie stellen fest, dass Technik sehr viel mit Designen zu tun hat. Eine Reihe von unterschiedlichen Identifikationsmöglichkeiten (Schlüsselanhänger, Stiftehalter, Box) erlauben den Besucher_innen, Projekte abseits von Genderstereotypen zu erstellen. Selbststeuerung ist darüber hinaus ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, ein bestimmtes Tool auszuwählen, gemeinsames Arbeiten wird von den jugendlichen Besucher_innen sehr geschätzt.
Im Zuge der laufenden formativen Evaluation wurde eine Reihe von Inputs von – vorwiegend jugendlichen – Besucher_innen erfragt und umgesetzt. Mit dieser Form der Partizipation ist es unter anderem gelungen, einen anfänglich eher kahlen Ort in ein buntes und lebendiges „Wohnzimmer“ zu verwandeln. Eine Atmosphäre ist entstanden, die sich durch einen hohen Willkommensfaktor, Respekt und Authentizität auszeichnet.
Sabine Zauchner ist Geschäftsführerin von MOVES – Zentrum für Gender und Diversität. Im Projekt nextgen*LAB lag der Fokus als Projektpartnerin auf der Gender- und Diversitätsexpertise sowie der sozialwissenschaftlichen Forschung in den Feldern Digitalisierung und Technik.
Mit derartigen, sich ständig verändernden, technologischen Entwicklungen Schritt halten zu können, ist wesentlich, um individuelle Möglichkeiten der Teilhabe an technologischen Innovationen aktiv gestalten zu können. Noch immer sind Frauen von diesen Prozessen allerdings weitgehend ausgeschlossen, wie aktuelle Daten des European Institute for Gender and Equality eindrucksvoll zeigen: Über alle Branchen gerechnet liegt der Anteil der weiblichen und männlichen IT-Spezialisten in Europa im Jahr 2020 bei 18,7% bzw. 82,3%. Österreich stellt sich mit 20,7% weiblichen und 79,3% männlichen IT-Spezialist_innen etwas besser dar. Als IT-Spezialist_innen werden branchenübergreifend Menschen verstanden, die ein IT-System aufbauen, betreuen und warten können.
Die sehr wenigen Studien, die es in diesem Zusammenhang für Maker*spaces gibt, zeigen ein ähnliches Bild. In der Maker*-Community gibt es eine offensichtliche Geschlechterdiskrepanz, die den Eindruck eines von Männern dominierten Bereichs aufkommen lässt. Das hat mit gesellschaftlichen Stereotypen zu tun, die den Geschlechtern zugeschrieben werden. Auch noch im Jahr 2022 werden technische Berufe häufiger „männlich“ konnotiert, während soziale Berufe eher als „weiblich“ angesehen werden. So verwundert es auch nicht, dass es zu mangelndem Interesse von Frauen in MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Feldern kommt, wenn davon ausgegangen werden kann, dass derartige Mechanismen bereits im frühesten Kindheitsalter einsetzen. MINT-Kompetenzen wiederum werden als die zentralen Voraussetzungen für eine Teilhabe an den aktuellen und zukünftigen digitalen Innovationen gehandelt.
Vor diesem Hintergrund hat sich das Forschungsprojekt nextgen*LAB zum Ziel gesetzt, den Makerspace des Museums, das techLAB, gendersensibel zu gestalten. Das heißt, dass wir einen Schwerpunkt darauf gelegt haben, die vielfältigen Angebote des Labs gleichermaßen für die Geschlechter zugänglich zu machen und so Kompetenzen für den Umgang mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen aufzubauen. Im Rahmen einer breit angelegten Bedarfsanalyse zu Projektbeginn und der laufenden Evaluierung der 13-monatigen Testphase haben wir Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren und Expert_innen gefragt, wie sie das techLAB wahrnehmen.
Das Wichtigste vorweg: Das techLAB des Technischen Museums Wien zeichnet sich durch ein sehr hohes Ausmaß an Gendersensibilität aus. Aber wie ist es dazu gekommen? Im Zuge unserer Forschungsarbeit konnten wir multiple, sich ergänzende Faktoren identifizieren, die dazu beigetragen haben (vgl. Abbildung 1).
An vorderster Stelle ist hier das Team der Explainer_innen zu nennen, das sich durch ein sehr hohes Maß an Genderkompetenz auszeichnet. Letztere war bereits bei deren Einstellung ein Kriterium und wurde in einem gemeinsamen Workshop zu Projektbeginn vertieft. Es wurde ein gemeinsames Verständnis von Gender entwickelt, das sich an einem (de)konstruktiven Genderverständnis orientiert. Das hat über die Explainer_innen Eingang ins techLAB gefunden; Reflexion ist ein großes Thema, sie gehen achtsam mit Begriffen um – wie die Bezeichnung „Maker*Sisters“ für ein Programm, das sich spezifisch an junge Frauen richtet. Sie dramatisieren Unterschiede nicht, sondern erzählen neue Geschichten über Frauen und Technik. Natürlich machen Genderstereotype vor der Türe des techLAB nicht halt – die Explainer_innen gehen gelassen mit Störversuchen von außen um.
Die Explainer_innen nehmen so auch die Funktion von Rollenmodellen für die jugendlichen Besucher_innen, sie sprechen ihre Sprache und sind auf einer Ebene mit ihnen.
Als sehr wichtig hat sich auch die hohe Niederschwelligkeit herausgestellt, die den Besucher_innen in einem anderthalbstündigen Produktionsprozess erlaubt, ein Produkt zu erstellen und so einen individuellen, unmittelbaren Nutzen zu generieren. Sie stellen fest, dass Technik sehr viel mit Designen zu tun hat. Eine Reihe von unterschiedlichen Identifikationsmöglichkeiten (Schlüsselanhänger, Stiftehalter, Box) erlauben den Besucher_innen, Projekte abseits von Genderstereotypen zu erstellen. Selbststeuerung ist darüber hinaus ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, ein bestimmtes Tool auszuwählen, gemeinsames Arbeiten wird von den jugendlichen Besucher_innen sehr geschätzt.
Im Zuge der laufenden formativen Evaluation wurde eine Reihe von Inputs von – vorwiegend jugendlichen – Besucher_innen erfragt und umgesetzt. Mit dieser Form der Partizipation ist es unter anderem gelungen, einen anfänglich eher kahlen Ort in ein buntes und lebendiges „Wohnzimmer“ zu verwandeln. Eine Atmosphäre ist entstanden, die sich durch einen hohen Willkommensfaktor, Respekt und Authentizität auszeichnet.
Sabine Zauchner ist Geschäftsführerin von MOVES – Zentrum für Gender und Diversität. Im Projekt nextgen*LAB lag der Fokus als Projektpartnerin auf der Gender- und Diversitätsexpertise sowie der sozialwissenschaftlichen Forschung in den Feldern Digitalisierung und Technik.
Abb. 1: Faktoren, welche die Gendersensibilität im techLAB ausmachen
Quelle: Zauchner 2021, Design © studio*luxe