Mit dem Aufkommen des Fotojournalismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergänzten ausdrucksstarke Bilder die Berichterstattung über das aktuelle Weltgeschehen. Besonders bei Kriegen und Katastrophen erhielten daher auch breite Massen tiefere Einblicke, die auch die menschliche Dimension der Krisen in den Fokus stellten.
Text: Wolfgang Pensold
Den Opfern ein Gesicht geben
Mo 27. Juni 2022
Im ausgehenden 19. Jahrhundert werden die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, fotografische Vorlagen in Rotationspressen zu drucken, wie sie in der Zeitungsproduktion verwendet werden. Das ist die Geburtsstunde der Pressefotografie und der Fotoillustrierten, die in den 1920er- und 1930er-Jahren einen Aufschwung erfahren. Zentren sind Berlin, Paris, London, vor allem aber New York City, wo das Life Magazine gegründet wird, das binnen kürzester Zeit in Millionenauflagen Verbreitung findet. Fortan wird in Wort und Bild berichtet - auch und vor allem von Kriegen und Katastrophen in aller Welt.
Ein Vater, der sein verletztes Kind trägt ...
Quelle: Life Magazine, 1938
... und Frauen, die über Trümmer zur Arbeit gehen: Das New Yorker Life Magazine zeigte mit eindrucksvollen Bildern die Lebensrealität von Menschen in Kriegsgebieten
Quelle: Life Magazine, 1938
Voraussetzung für diese Art der Berichterstattung bilden Kameras wie die deutsche Leica (von Leitz Camera), die sich als eine der ersten Reporterkameras etabliert. Sie ist leicht und handlich und für Momentaufnahmen geeignet, also auch für Schnappschüsse inmitten des Kampfgeschehens, und zwar serienweise, denn sie verwendet einen Rollfilm, der es erlaubt, 36 Aufnahmen hintereinander ohne Filmwechsel zu machen.
Leica-Prospekt, 1932
Die einfache Handhabung mit Rollfilm und robuste Bauweise waren Gründe, warum sich Leica besonders als Reporterkamera bei Einsätzen in Krisengebieten eignete
© Technisches Museum Wien
Im Übrigen ist sie robust genug, um auch strapaziöse Einsätze zu überstehen, und sie bringt eine deutliche Vereinfachung der Kameratechnik. Der Fotograf oder die Fotografin muss lediglich den lichtempfindlichen Rollfilm in die Kamera einspannen und danach noch ein paar Einstellungen machen, um das Motiv ablichten zu können. Der gesamte chemische Prozess, der das Fotografieren in früherer Zeit zu einem äußerst aufwendigen und komplizierten Prozess gemacht hat, entfällt. Der Film ist in seiner Metallpatrone sicher verwahrt, wenn er unbelichtet eingelegt wird, bis er später belichtet im Labor ausgearbeitet werden kann.
Diese einfache Handhabung hat zur Folge, dass junge Autodidakten in das Metier des Fotojournalismus einwandern. Einer der berühmtesten von ihnen ist der in Budapest als Kind einer jüdischen Familie geborene Endre Ernö Friedmann alias Robert Capa, wie er sich in klingender Weise nennt, um die internationalen Zeitungen auf sich aufmerksam zu machen. Capa fotografiert Ende der 1930er-Jahre im Spanischen Bürgerkrieg. Seine Empathie gehört der republikanischen Sache, der von internationalen Brigaden unterstützten Kräfte der Republik, die sich gegen die Truppen des putschenden Generals Francisco Franco zur Wehr setzen, der seinerseits von Truppen der faschistischen Regimes in Deutschland und Italien unterstützt wird.
Diese einfache Handhabung hat zur Folge, dass junge Autodidakten in das Metier des Fotojournalismus einwandern. Einer der berühmtesten von ihnen ist der in Budapest als Kind einer jüdischen Familie geborene Endre Ernö Friedmann alias Robert Capa, wie er sich in klingender Weise nennt, um die internationalen Zeitungen auf sich aufmerksam zu machen. Capa fotografiert Ende der 1930er-Jahre im Spanischen Bürgerkrieg. Seine Empathie gehört der republikanischen Sache, der von internationalen Brigaden unterstützten Kräfte der Republik, die sich gegen die Truppen des putschenden Generals Francisco Franco zur Wehr setzen, der seinerseits von Truppen der faschistischen Regimes in Deutschland und Italien unterstützt wird.
Der Fotograf Robert Capa – hier zwar zu sehen mit einer Filmkamera – beleuchtete mit seinen Fotoreportagen die menschliche Seite des Spanischen Bürgerkrieges
Foto: Gerda Taro, Mai 1937
Vor allem aber gehört Capas Empathie den Zivilisten, die in die Mühlen der Kriegsmaschinerie geraten. Seine Fotoreportagen zeigen Menschen in Not und mahnen das Engagement der internationalen Leserschaft ein. Er bezieht in seinen Bildern Stellung gegen den Krieg.
Capas Bilder aus dem Spanischen Bürgerkrieg wurden auch im Life Magazine veröffentlicht und zeigten unter anderem Aufnahmen aus dem Kriegsalltag, wie Frauenarbeit in der Rüstungsindustrie ...
... oder die vorwiegend kindlichen Opfer von Bomben
Capa fotografiert auch im Zweiten Weltkrieg und begleitet die Alliierten auf ihrem Vormarsch in Europa ins Deutsche Reich. Einige Jahre danach fotografiert er in Israel, wo ein jüdischer Staat entstanden ist und um sein Überleben kämpft. Er wird durch seine engagierte Arbeit zu einem der wichtigsten Begründer des modernen Fotojournalismus, der sich humanistischen Zielen verpflichtet fühlt - unterdrückten Menschen zu helfen, indem man ihre Lage auf dem Richtertisch der Weltöffentlichkeit ausbreitet. Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen, die mit ihren Kameras gegen Krieg und Ungerechtigkeit ankämpfen, stirbt auch er eines gewaltsamen Todes in einem Kriegsgebiet. Er tritt im Mai 1954 auf einem der Schlachtfelder des Koreakrieges auf eine Landmine.
Buchtipp:
Wolfgang Pensold, Eva Tamara Asboth, Otmar Moritsch:
Es werde Bild! Geschichte der Fotokamera
Edition TMW, Band 2
180 Seiten, 240 mm x 170 mm
ISBN 978-3-902183-20-0, € 22,80
https://www.technischesmuseum.at/produkt/es_werde_bild
Buchtipp:
Wolfgang Pensold, Eva Tamara Asboth, Otmar Moritsch:
Es werde Bild! Geschichte der Fotokamera
Edition TMW, Band 2
180 Seiten, 240 mm x 170 mm
ISBN 978-3-902183-20-0, € 22,80
https://www.technischesmuseum.at/produkt/es_werde_bild
EMPFEHLUNGEN AUS UNSEREN ONLINE-MAGAZINEN
DAS KÖNNTE SIE AUCH NOCH INTERESSIEREN