Do 17. Oktober 2024
In der Welt der Museen stößt man immer wieder auf faszinierende Objekte, die zunächst unscheinbar wirken, aber bei näherer Betrachtung Rätsel aufgeben. Eines dieser geheimnisvollen Stücke ist der „Behälter für Zündholzfarben“ (Inventarnummer 73175) aus unserer Sammlung. Auf den ersten Blick sieht er wie ein einfacher Metallzylinder aus, doch was er enthüllt, ist eine Geschichte voller Fragen.
Der Behälter wurde als Ergänzung zur Sammlung „Chemische Produktionstechnik“ aufgenommen. Er besteht aus drei zusammengesetzten Teilen und ist etwa 18 cm hoch und 6 cm im Durchmesser. Seine Besonderheit: Im Inneren befinden sich zwei hohle Strukturen, eine sternförmig und die andere sichelförmig. Diese Konstruktion teilt das Gefäß in zwei separate Kammern. Bei einer Um-Lagerung fiel auf, dass der Behälter nicht vollständig verschlossen war – ein rätselhafter Umstand, dem auf den Grund gegangen werden musste.

Als der Behälter bewegt wurde, rieselte plötzlich eine glänzend-grüne, flitterartige Substanz heraus. Aufgrund der Bezeichnung „Behälter für Zündholzfarben“ kam sofort die Befürchtung auf, dass es sich um gefährliche oder sogar hochentzündliche Materialien handeln könnte. Solche Funde sind in der Museumsarbeit nicht ungewöhnlich, und oft ist es dann die Aufgabe der Abteilung Konservierung-Restaurierung auf Spurensuche zu gehen.
Geschlossener Behälter für Zündholzfarben: Geschlossener Behälter für Zündholzfarben
Geschlossener Behälter für Zündholzfarben
Geöffneter Behälter mit einer stern- und einer sichelförmigen Struktur: Geöffneter Behälter mit einer stern- und einer sichelförmigen Struktur
Geöffneter Behälter mit einer stern- und einer sichelförmigen Struktur
Eine naturwissenschaftliche Untersuchung war notwendig, um sicherzustellen, dass keine Gefahr von dem Pulver ausging. Durch eine Analyse mit einem Rasterelektronenmikroskop (REM) konnte das Geheimnis gelüftet werden: Das glitzernde Pulver bestand aus winzigen Silberblechstreifen, die mit einem grünen, durchscheinenden Farbstoff-Harz überzogen sind. Diese kleinen Streifen, etwa 500 µm lang und 300 µm breit, wurden maschinell hergestellt. Das Zusammenspiel von Silber und der grünen Schicht erzeugte den auffälligen Glitzereffekt. Also Entwarnung: Es handelte sich nicht um eine explosive oder giftige Substanz.
 
Trotz der umfangreichen Untersuchung bleibt die genaue Funktion des Behälters ein Rätsel. War er wirklich für Zündholzfarben gedacht? Wozu diente das glänzende Pulver? Bislang konnte selbst eine genaue Provenienz-Recherche diese Fragen nicht beantworten – klar ist jedoch, dass das Objekt weder entzündlich noch gesundheitsschädlich ist.
 

Blick in den zweiteiligen Behälter für Zündholzfarben mit glänzend-grüner Substanz: Blick in den zweiteiligen Behälter für Zündholzfarben mit glänzend-grüner Substanz
Blick in den zweiteiligen Behälter für Zündholzfarben mit glänzend-grüner Substanz
Glänzend-grüne Substanz, die im Behälter für Zündholzfarben vorgefunden wurde: Glänzend-grüne Substanz, die im Behälter für Zündholzfarben vorgefunden wurde
Glänzend-grüne Substanz, die im Behälter für Zündholzfarben vorgefunden wurde
Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass Museumsarbeit oft weit über das bloße Sammeln und Ausstellen hinausgeht. Es ist eine Arbeit voller Rätsel, bei der die Abteilung Restaurierung-Konservierung wie Detektive Objekte erforschen, ihre Geschichten aufdecken und sicherstellen, dass sie für die Zukunft erhalten bleiben. Der „Behälter für Zündholzfarben“ mag noch einige seiner Geheimnisse bewahren, aber eines ist sicher: Er hat unsere Neugier geweckt – und vielleicht auch Ihre.

Text: Laura Ledwina, Team Konservierung-Restaurierung
Zuständiger Kustode: Lukas Magenheim