Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von AustroMir – Österreichs einziger bemannter Weltraummission – am 2. Oktober 2021 hat das Technische Museum Wien nicht nur einen Blick zurück auf dieses einzigartige Ereignis in der österreichischen Raumfahrtgeschichte geboten, sondern präsentierte auch aktuelle Projekte, Produkte und Pläne „Made in Austria“.
Im Jahre 1987 entschlossen sich die damalige UdSSR und die österreichische Bundesregierung zur Durchführung eines gemeinsamen bemannten Weltraumfluges zur Raumstation MIR. Hauptzweck der AustroMir-Mission war die Durchführung wissenschaftlicher Experimente aus dem medizinischen und technischen Bereich, für deren Auswertung österreichische und sowjetische Institutionen noch jahrelang kooperierten. Die erfolgreiche Zusammenarbeit diente auch als Vorbild für weitere Kooperationen mit westlichen Staaten und legte so den Grundstein für die internationale Zusammenarbeit auf der Raumstation ISS.
Nach einer öffentlichen Ausschreibung für Kosmonautenkandidat_innen und Experimentvorschläge im Jahr 1988 wurde am 2. Oktober 1991 österreichische Raumfahrtgeschichte geschrieben: Der Wissenschaftskosmonaut Franz Viehböck begab sich mit 14 österreichischen Experimenten als erster Österreicher auf die siebentägige Mission zur Raumstation MIR. Und das übrigens zu einem Schnäppchenpreis im Vergleich zu heutigen Weltraumfahrten: Der Flug und das Training von Franz Viehböck und seinem „Backup“ Clemens Lothaler schlugen sich mit 85 Millionen Schilling zu Buche, was inflationsbereinigt heute etwa 10,63 Millionen Euro entspricht. Die NASA verrechnet derzeit rund 43 Millionen Euro für das Training eines/r Weltraumtourist_in und eine Woche Aufenthalt auf der ISS, während die „Inspiration4“-Mission, die am 16. September 2021 erstmals ausschließlich Laien-Raumfahrer_innen für vier Tage in den Weltraum brachte, rund 170 Millionen Euro kostete.
Die Gesamtausgaben des Projekts AustroMir betrugen von 1987 bis zu seinem offiziellen Ende 1992 rund 230 Millionen Schilling (entspricht etwa 28,75 Millionen Euro), darin inbegriffen sind auch die Kosten für die Experimente und ihre Auswertung, die wichtige Impulse für die österreichische Forschungslandschaft lieferten und maßgeblich für die Weiterentwicklung der astronautischen Raumfahrt waren.
Diese bedeutenden Folgen und wissenschaftlichen Erkenntnisse der Mission stellte das Technische Museum Wien im Rahmen der
ORF-Langen Nacht der Museen am 2. Oktober 2021 in der Sonderpräsentation „AustroMir“ aus. In der Präsentation, die bis Ende 2021 zu sehen ist, werden originale Experimente gezeigt, wie zum Beispiel der in Österreich entwickelte Ergometer MOTOMIR, der den bereits nach wenigen Tagen in Schwerelosigkeit eintretenden Muskelschwund bekämpft, oder die Experimente LOGION und MIGMAS-A, die untersuchten, wie ein fokussierter, stabiler Ionenstrahlbündel in der Schwerelosigkeit hergestellt werden kann und wegweisend für die Entwicklung von Ionentriebwerken waren, die eine genauere Position von Satelliten ermöglichen. Ebenso zu bestaunen sind Memorabilia des ersten und bisher einzigen Österreichers im Weltall Franz Viehböck, wie der originale Raumanzug, der ihn auf seiner Reise begleitete.
„Diese bedeutende Jubiläum wollen wir aber nicht nur mit einem Blick in die Vergangenheit begehen, sondern auch die gegenwärtige Raumfahrtszene in den Fokus stellen und so auch in die Zukunft der österreichischen Raumfahrt schauen“, ergänzte Generaldirektor Peter Aufreiter. Dazu präsentierten im Zuge der ORF-Langen Nacht der Museen Technologie-Unternehmen wie RUAG Space Austria oder ENPULSION, ebenso wie Institutionen wie TU Wien Space Team, Aerospace Team Graz oder das Aerospace Engineering Programme der FH Wiener Neustadt, an welchen modernen Raumfahrtprojekten und innovativer Weltraumtechnik derzeit in Österreich geforscht und gearbeitet wird.
Zusätzlich fand am 1. Oktober 2021 in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG eine Festveranstaltung statt, bei der Franz Viehböck und sein Kosmonauten-Kollege Sergei Konstantinowitsch Krikaljow mit österreichischen Wissenschaftler_innen und namhaften Vertreter_innen der Raumfahrtszene über den durch die AustroMir-Mission ausgelösten Schub für die gegenwärtige Weltraumforschung und die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt diskutierten.
Bilder zur Festveranstaltung am 1. Oktober 2021.Weiterführende
Informationen zur Sonderpräsentation“AustroMir“ sind als Download verfügbar.