Kreislaufwirtschaft ist in aller Munde. Dass auch heimische Start-ups, Universitäten und Forschungszentren an fortschrittlichen Lösungen für nachhaltiges Wiederverwerten und Recycling tüfteln, veranschaulicht der Innovation Corner im Technischen Museum Wien.
Der im Herbst 2022 eröffnete Innovation Corner gibt in regelmäßig wechselnden Präsentationen vielfältige Einblicke in die unterschiedlichsten Innovationsbranchen. So erleben Besucher_innen, wie dynamisch, abwechslungsreich und lebensnah der MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) auch als Wirtschafts- und Arbeitssektor ist.
Kreislaufwirtschaft-Lösungen„Made in Upper Austria“
Die neue Präsentation zeigt in Kooperation mit der oberösterreichischen Standortagentur
Business Upper Austria und dem
UAR Innovation Network Erfolgsbeispiele von oberösterreichischen Unternehmen aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft. Durch Wiederverwendung, Reparatur, Aufbereitung und Recycling werden Abfälle auf ein Minimum reduziert, wodurch Produkte und Materialien immer wieder produktiv weiterverwendet werden und weiterhin Wertschöpfung generieren, während die Umwelt geschont wird.
INNOVATIONEN UND FORSCHUNGSPROJEKTE IN DER NEUEN PRÄSENTATION „KREISLAUFWIRTSCHAFT“:
circPLAST-mr – Mechanisches Recycling von Kunststoffen
Gemeinsam mit 25 Projektpartnern aus Wirtschaft und Wissenschaft arbeitet das Institut für Polymeric Materials and Testing der Johannes-Kepler-Universität Linz an einem Projekt, um den Recycling-Prozess von Kunststoffen zu optimieren und Plastikabfall zu vermeiden. Da Plastik aber nicht gleich Plastik ist, ist eine saubere Trennung maßgeblich, um eine sinnvolle Wiederverwertung von verschiedenen Kunststoffarten zu ermöglichen. Durch innovative Sortierung, Aufbereitung, Modifikation und Prozessführung wird der Anteil an recycelten Kunststoffen erhöht und es werden bisher nicht realisierbare Rezyklat-Produkte erzeugt.
BRAIDED TEXTILES – Geflochtene Textilien ohne Nähte
Das Pionierprojekt, das am Institut für Fashion & Technology der Kunstuniversität Linz von der Studentin Katharina Halusa in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Carbon Composites der TU München verfolgt wird, kann die Modewelt nachhaltig verändern. Denn mithilfe von Robotern und Maschinen werden in kürzester Zeit nahtlose Textilien erzeugt, die Eigenschaften von gewebten und gestrickten Materialien in sich vereinen. Dazu kommt das radiale Flechtverfahren zum Einsatz, welches bisher erst in der Verbundstoffindustrie Anwendung fand. Dies eröffnet nicht nur neue ästhetische und materialspezifische Perspektiven für die Modebranche, sondern ermöglicht auch eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Alternative zur Herstellung von Textilien.
EnzATex – Neues Leben für Mischtextilien
Da die meisten Textilien aus zwei oder mehreren Fasertypen bestehen, ist ein Recycling mit den derzeitigen Technologien nicht effizient möglich. Das innovative Projekt des TCKT Transfercenters für Kunststofftechnik, an dem sich Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette beteiligen, zeigt aber, dass mit der richtigen Aufbereitungs- und Trenntechnik ein bisher ungenutzter Abfallstrom wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden kann. Dazu werden Textilien zuerst von Störstoffen wie Reißverschlüssen und Knöpfen befreit und vorzerkleinert, bevor das Fasergemisch durch die sogenannte enzymatische Hydrolyse in ihre Einzelbestandteile zerlegt und anschließend wieder zu Fasern aufbereitet wird.
Carbon-Elektroden auf neuen Entwicklungswegen
Carbon-Elektroden sind ein wesentlicher Bauteil in Energiespeichersystemen und werden bisher meist aus petrochemischen Stoffen – das heißt auf Erdölbasis – hergestellt. Ausgangsstoffe sind dabei komplexe Biopolymere, die ebenfalls Hauptbestandteil von Holz sind. Deshalb arbeitet die Forschungseinrichtung Wood K plus an nachhaltigen Lösungen, diese in einen Hochtemperaturprozess zu hochporösen Carbonwerkstoffen umzuwandeln. Um neben Holz auch andere biobasierte Reststoffe – wie zum Beispiel aus der Lebensmittelindustrie – einsetzen zu können, wird zusätzlich die sogenannte Bioprozesstechnik genutzt, bei der die Reststoffe zerlegt und durch Bakterien in mikrobielle Cellulose umgewandelt werden. Die daraus entstandene Cellulose unterscheidet sich chemisch nicht von der aus Holz gewonnenen Cellulose und kann daher auch als Ausgangsstoff für Carbon-Elektroden genutzt werden.
Mehr Informationen zu den vergangenen Präsentationen „Medizintechnik und assistive Technik“ und „Digitale Transformation“:
Ausstellungswebsite zu „Kreislaufwirtschaft“ im „Innovation Corner“: