Mo 09.12.2024

Das Technische Museum Wien erweitert seine Kfz-Datenbanken

Die digitalen Archive des Technischen Museums Wien wachsen weiter: Mit der jüngsten Erweiterung der historischen Kfz-Datenbanken bietet das Museum einen noch umfassenderen Blick auf die Verkehrsgeschichte in Österreich und der ehemaligen Monarchie. Mit Tausenden neu hinzugefügten Datensätzen aus den Jahren 1907 bis 1915 stellen die historischen Datenbanken eine einzigartige Quelle für Forschende, Automobil-Enthusiast_innen und die Öffentlichkeit dar.
Durch die Kfz-Datenbanken lassen sich anhand von Namen, Orten oder Fahrzeugmodellen nicht nur Details zur Familien- und zur Regionalgeschichte recherchieren, sie sind auch ein digitales Werkzeug, um mehr über die österreichische Automobilgeschichte zu erfahren. Wann welches Familienmitglied erstmals ein Fahrzeug registriert hat, wird darin ebenso nachvollziehbar wie deren Beruf. Mithilfe der recherchierenden Personen, die dem Technischen Museum Wien unter anderem auch Familienfotos zur Aufnahme in die Kfz-Datenbanken schicken können, entsteht so eine Online-Ausstellung der österreichischen Automobilgeschichte.

Die historische Grundlage der Kfz-Datenbanken
Die Datenbanken des Technischen Museums Wien basieren auf historischen Kraftfahrzeugverzeichnissen, die zwischen 1907 und 1953 von prominenten Persönlichkeiten wie dem Journalisten Viktor Silberer sowie Automobilklubs österreichischer Bundesländer erstellt wurden. Sie decken ein breites Spektrum an Informationen ab, darunter Namen von Kfz-Besitzer_innen, Fahrzeugtypen und damalige Kennzeichensysteme. Insgesamt wurden bereits über 156.000 Fahrzeuge digital erfasst, die eine fundierte Analyse der Mobilitätsgeschichte Österreichs im 20. Jahrhundert ermöglichen.

Ein wertvolles Werkzeug für die Forschung und Erinnerungsarbeit
Die Kfz-Datenbanken bieten nicht nur technikgeschichtliche Einblicke, sondern dienen auch als Quelle zur Untersuchung sozioökonomischer Entwicklungen und des Umgangs mit NS-Raubgut. So dokumentiert die Datenbank „NS-Kfz-Raub“ über 5.000 Kraftfahrzeuge, die nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 von den Nationalsozialisten konfisziert wurden, und ermöglicht es, diese Raubgüter in Sammlungen oder im Oldtimerhandel zu identifizieren.

Derzeit macht das Museum vier Datenbanken online verfügbar:
 
1. Österreich-Ungarn ab 1907 (neu)
Die neue Datenbank enthält 16.312 Datensätze von Kraftfahrzeugbesitzer_innen aus Wien (1907–1915), Niederösterreich (1907 und 1915), Kärnten (1910), Steiermark (1914), dem Königreich Böhmen mit der Hauptstadt Prag (1909 und 1911) sowie historischen Gebieten in Kärnten und in der Steiermark, die im heutigen Slowenien und Italien liegen.
 
2. Österreich 1935–1938
Diese Datenbank umfasst rund 75 % der Automobilbesitzer_innen und etwa 45 % der Motorradbesitzer_innen in Österreich vor dem Jahr 1938. Ergänzt wird die Datenbank durch Symbolfotos der verschiedenen Fahrzeugtypen sowie durch historische Originalaufnahmen.
 
3. NS-Kfz-Raub
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 beschlagnahmten die Nationalsozialisten tausende Kraftfahrzeuge, die entweder als Dienstfahrzeuge genutzt oder versteigert wurden. Ca. 20 % aller damals in Wien zugelassenen Personenwagen wurden von den Nationalsozialisten gestohlen – dies stellt den größten Autoraub in der österreichischen Geschichte dar.
 
4. Österreich 1950–1953
Die Datenbank enthält derzeit 31.500 Kraftfahrzeuge aus den Bundesländern Oberösterreich und Kärnten. In Planung ist die Digitalisierung eines Verzeichnisses von Salzburg aus den Jahren 1952/53. Weitere Kennzeichenverzeichnisse aus anderen Bundesländern sind derzeit nicht bekannt.

Zu den Datenbanken:
www.tmw.at/kfz-datenbanken
 
Das Technische Museum Wien lädt Forscher_innen, Familienhistoriker_innen und die Öffentlichkeit ein, diese einzigartige Sammlung zu erkunden und auch weiterhin durch die Bereitstellung von Fotos, Geschichten und Dokumenten zur Erweiterung beizutragen. So wachsen die Kfz-Datenbanken des Museums zu einem lebendigen Archiv der österreichischen Mobilitätsgeschichte.

Weitere Informationen zu den Kfz-Datenbanken finden Sie unter:
www.tmw.at/tmw-zine/datenbanken_zu_kraftfahrzeugen_in_oesterreich
Österreichischer Touringclub, Wertungsfahrt 1936: Start der Steyr 50 (Steyr-Baby)
© Technisches Museum Wien/Artur Fenzlau
Österreichischer Touringclub, Wertungsfahrt 1936: Start der Steyr 50 (Steyr „Baby“)
Steyr 55 "Baby", 1938
© Technisches Museum Wien
Steyr 55 „Baby“, 1938
Winterwertungsfahrt des ÖMV, 1936
© Technisches Museum Wien/Artur Fenzlau
Winterwertungsfahrt des ÖMV, 1936
Rennfahrerinnenporträt: Anny Deim, stehend auf einem Motorrad, 1935
© Technisches Museum Wien/Artur Fenzlau
Rennfahrerinnenporträt: Anny Deim, stehend auf einem Motorrad, 1935