Um den internationalen Austausch und eine nachhaltige Museumspraxis zu fördern, haben sich das Technische Museum Wien, die DASA Dortmund und der Parque de las Ciencias in Granada zu einer Ausstellungskooperation mit den Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit und Innovation zusammengeschlossen. Einblicke hinter die Kulissen einer internationalen Museumskooperation.
Partnerschaft für eine nachhaltige Museumspraxis
Mènage à trois
Mi 19. Oktober 2022
Die Sonderausstellung FOODPRINTS im Technischen Museum Wien führte bis Ende August 2022 mehr als 250.000 Besucher_innen auf eine spannende Reise durch die Geschichte und Zukunft von Technik, Ernährung und Nachhaltigkeit. Mittlerweile hat sie eine Reise von 928 Kilometern von Wien nach Dortmund hinter sich. Denn ab 29. Oktober 2022 kann das Publikum der DASA Dortmund entdecken, was alles in unserem Essen steckt – an Technologie, an Ressourcen, an Arbeitsprozessen – und welche ökologischen, sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Effekte unsere Ernährung mit sich bringt, bevor die Ausstellung im Oktober 2023 weiter nach Granada zieht.
Ab 29. Oktober 2022 können auch die Besucher_innen der DASA Dortmund dem Fußabdruck unseres Essens auf die Spur gehen, bevor die Ausstellung weiter nach Granada wandert
© Technisches Museum Wien
In Wien wird dann ab Herbst 2022 die Ausstellung „BioInspiration – Die Natur als Vorbild“ des Parque de las Ciencias aus Granada zu sehen sein, in der Beispiele aus Architektur, Medizin, Verkehr oder Materialforschung präsentiert werden, die Ansätze, Verfahren oder ganze Systeme aus der Natur auf den Bereich der Technik übertragen.
In 3,8 Milliarden Jahren Evolution hat die Natur geniale Strukturen, Prozesse und Phänomene hervorgebracht. Die Ausstellung BioInspiration beleuchtet, wie die Lösungsansätze der Natur auf Technik übertragen werden können
© Parque de las Ciencias
Schließlich wird ab Herbst 2023 auch das österreichische Publikum die Ausstellung der DASA Dortmund zum Thema Smart World – Menschen, Daten und Kontrolle, die zuvor in Spanien gastierte, erleben können und dabei auf interaktive Weise erfahren, wo uns Algorithmen in Heim und Freizeit, bei der Arbeit, in der Stadt oder in der Gesellschaft begegnen und beeinflussen.
Drei mal Drei macht Neune
Aufmerksame Leser_innen durchschauen bereits die Systematik des „Ausstellungskreisels“, aber hinter der europäischen Museumskooperation steckt noch mehr. Unter dem Motto #Alliance4Science soll die Kooperation als europäische Plattform für Wissenschaftsvermittlung mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Innovation dienen. Dazu konzipieren und produzieren alle Partnermuseen eine Ausstellung, die dann zu den anderen Standorten wandert, allerdings werden die Ausstellungen immer wieder angepasst, um die Inputs der Partnermuseen erweitert und vor allem um lokale Perspektiven ergänzt. Austausch und gemeinsame Weiterentwicklung wird dabei großgeschrieben. So können alle Ausstellungen einen globalen Horizont einnehmen, ein größeres europäisches Publikum erreichen und die jeweils heimischen Besucher_innen werden um vielfältigere, internationale Sichtweisen bereichert.
In abwechslungsreich und interaktiv gestalteten Stationen beschäftigt sich die Ausstellung der DASA Dortmund mit unserer schönen neuen Digitalwelt ...
© DASA Dortmund/Hannes Woidich
... und wird zuerst in Granada und später in Wien präsentiert
© DASA Dortmund/Hannes Woidich
Voraussetzungen für eine gelungene Mènage à trois
Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Ausstellungskooperation sind natürlich gemeinsame Kernthemen und Werte – in unserem Fall Nachhaltigkeit und Innovation, die sich nicht nur für eine internationale Betrachtung eignen, sondern diese sogar erfordern. Die jeweiligen Themen der Ausstellungen wurden in weiterer Folge gemeinsam erarbeitet und beschlossen. Zwar wurden Rahmenbedingungen wie Größe, Budget, Transfer und Abläufe vertraglich vereinbart, allerdings bedarf eine derart komplexe Kollaboration auch Flexibilität und eine grundlegende Vertrauensbasis.
Ab 26. Oktober 2022 wird die Ausstellung BioInspiration des Parque de las Ciencias in Granada auch im Technischen Museum Wien zu sehen sein
© Parque de las Ciencias
Aus Eins mach Drei?
Wer denkt, mit einer Kooperation könnte man drei Ausstellungen zum Preis von einer machen, hat nicht realistisch kalkuliert. Ressourcenschonung ist zwar ein wichtiger Aspekt, allerdings sollte der Koordinationsaufwand nicht unterschätzt werden. Das betrifft nicht nur die Abstimmung mit den Partnermuseen, sondern auch die inhaltliche Adaptierung mitsamt Übersetzungen sowohl bei Weitergabe als auch bei Übernahme. Ebenso stellt natürlich die Abwicklung der Transporte ein komplexes Unterfangen dar und auch der mehrmalige Auf- und Abbau verlangt eine geeignete und robuste Ausstellungsarchitektur ebenso wie eine detaillierte Planung. Für uns als Grünes Museum sind zwar die notwendigen Transporte als ökologische Belastung zu betrachten, demgegenüber ist allerdings die nachhaltige Wiederverwendung der Ausstellungsarchitektur als positiv zu bewerten.
Vertreter_innen der Partnermuseen beim Besuch in Wien, bevor die FOODPRINTS ...
© Technisches Museum Wien
... weiter nach Dortmund und Granada reist
© Technisches Museum Wien
Vielfältige Vorteile für nachhaltige Museumspraxis
Zusätzlich eröffnet die #Alliance4Science aber auch noch weitere Potenziale und Perspektiven für eine nachhaltige Museumspraxis. Denn auch als Institutionen profitieren wir durch die international vernetzte Denkweise und die Einblicke in die Prozesse, Abläufe und Arbeitsweisen der Partnermuseen. Somit sind Nachhaltigkeit und Innovation nicht nur die thematischen Schwerpunkte der drei Ausstellungen, sondern auch in der Kooperation an sich verankert und begünstigen den Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch für eine nachhaltige Museumsarbeit.