Bei der internationalen Tagung wurden mit intersektionalem Ansatz die Herausforderungen und Potenziale der genderinformierten Beschäftigung mit Ernährung und Nahrungsmitteltechnologien ausgelotet und für eine inklusive Museumsarbeit reflektiert.
Text: Sophie Gerber
Feminist and Queer Perspectives on Food
Do 12. Mai 2022
Seit 2019 arbeiten wir abteilungsübergreifend am Fokus Gender, der die traditionelle Verknüpfung von Technik mit Kategorien wie Männlichkeit, Weißsein und Heteronormativität hinterfragt mit dem Ziel, Vielfalt abzubilden und einzubeziehen. Im Zuge dieses Schwerpunkts fand am 5. und 6. Mai 2022 der 2nd Vienna Workshop on STEM Collections, Gender and Sexuality im Technischen Museum Wien statt. Anlässlich der aktuellen Sonderausstellung FOODPRINTS widmete sich die internationale Tagung dem Thema Ernährung und Nahrungsmitteltechnologien und so trafen sich Wissenschaftler_innen von renommierten Institutionen, um sich kritisch mit gegenderten und/oder heteronormativen Konstruktionen in Technik und Wissenschaft auseinanderzusetzen und feministische und queere Perspektiven auf Technik, materielle Kultur und Ernährung zu beleuchten.
Am Beginn des Workshops stand eine Führung durch die Ausstellung FOODPRINTS, die nicht nur die kuratorischen Ansätze näher beleuchtete, sondern besonders Erzählungen in den Mittelpunkt stellte, die Dualismen wie Natur und Technik, Vergangenheit und Zukunft, lokal und global hinterfragten. Nach der Begrüßung der Teilnehmenden durch die Leiterin des TMW-Forschungsinstituts Martina Griesser-Stermscheg folgte eine Einführung in das Programm durch die Workshopleiterinnen Sophie Gerber (Technisches Museum Wien) und Sophie Kühnlenz (Universität zu Köln).
Im ersten Panel blickten die Vortragenden in die Geschichte und Zukunft von Technik und Ernährung. Die Geschichte von gegenderten Technologien des Self-Trackens von Gewicht und Kalorienzufuhr stand im Zentrum des Vortrags von Corinna Schmechel (HU Berlin). Naomi Hammett (Lancaster University) hingegen wagte einen Ausblick: Wie könnte die Zukunft von Milchkühen als technisch modifizierte Lebewesen aussehen – besonders in Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels?
Am Beginn des Workshops stand eine Führung durch die Ausstellung FOODPRINTS, die nicht nur die kuratorischen Ansätze näher beleuchtete, sondern besonders Erzählungen in den Mittelpunkt stellte, die Dualismen wie Natur und Technik, Vergangenheit und Zukunft, lokal und global hinterfragten. Nach der Begrüßung der Teilnehmenden durch die Leiterin des TMW-Forschungsinstituts Martina Griesser-Stermscheg folgte eine Einführung in das Programm durch die Workshopleiterinnen Sophie Gerber (Technisches Museum Wien) und Sophie Kühnlenz (Universität zu Köln).
Im ersten Panel blickten die Vortragenden in die Geschichte und Zukunft von Technik und Ernährung. Die Geschichte von gegenderten Technologien des Self-Trackens von Gewicht und Kalorienzufuhr stand im Zentrum des Vortrags von Corinna Schmechel (HU Berlin). Naomi Hammett (Lancaster University) hingegen wagte einen Ausblick: Wie könnte die Zukunft von Milchkühen als technisch modifizierte Lebewesen aussehen – besonders in Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels?
Durch anregende Diskussionen und interaktive Formate ...
© Technisches Museum Wien
... konnten die Teilnehmenden der Tagung Perspektiven und Erfahrungen austauschen
© Technisches Museum Wien
Das zweite Panel nahm Ernährung im Zusammenhang mit nationalen Identitäten in den Blick. Sahar Tavakoli sprach darüber, wie geschützte Ursprungsbezeichnungen und die Standardisierung der Lebensmittelproduktion dazu beitragen, eine nationale kulinarische Identität zu konstruieren. Wie Frauen in den afrikanischen Communitys in Neapel Ernährung und ihr kulinarisches Wissen als Verbindung zu ihrer Herkunft einerseits und Ressource andererseits nutzen, zeigte Marzia Mauriello (Università di Napoli L'Orientale).
Der Keynotevortrag von Psyche Williams-Forson (University of Maryland) verknüpfte die zentralen Anliegen des Workshops. Sie machte darauf aufmerksam, dass die Arbeit mit materieller Kultur im Museum, u. a. aus dem Bereich der Ernährung, aus intersektionaler Perspektive ein bislang übersehenes Potenzial bereithält.
Am zweiten Tag des Workshops stand zunächst das Feld der Fat Studies im Rahmen eines Workshops von Anja Herrmann (Berlin) im Mittelpunkt. In Verbindung mit dem kuratorischen Spiel „In the name of fat“ von Ana Daldon (Technisches Museum Wien) diskutierten die Teilnehmenden theoretische Zugänge zu Fett und Ernährung und entwickelten daran anschließend ein Ausstellungskonzept zum Thema.
Der Keynotevortrag von Psyche Williams-Forson (University of Maryland) verknüpfte die zentralen Anliegen des Workshops. Sie machte darauf aufmerksam, dass die Arbeit mit materieller Kultur im Museum, u. a. aus dem Bereich der Ernährung, aus intersektionaler Perspektive ein bislang übersehenes Potenzial bereithält.
Am zweiten Tag des Workshops stand zunächst das Feld der Fat Studies im Rahmen eines Workshops von Anja Herrmann (Berlin) im Mittelpunkt. In Verbindung mit dem kuratorischen Spiel „In the name of fat“ von Ana Daldon (Technisches Museum Wien) diskutierten die Teilnehmenden theoretische Zugänge zu Fett und Ernährung und entwickelten daran anschließend ein Ausstellungskonzept zum Thema.
In einem gemeinsamen Workshop und Spiel näherten sich Teilnehmende der Frage nach Vorstellungen von Körpern, Normen und Gender ...
© Technisches Museum Wien
... in den Sammlungen des Technischen Museums Wien
© Technisches Museum Wien
Schließlich wurden in Panel 3 queer-feministische Perspektiven auf Ernährung im museal-kuratorischen Kontext präsentiert. Alexander Wagner (Bergische Universität Wuppertal) und Philipp Hagemann (Universität Paderborn) untersuchten die Darstellung von Essverhalten in Reality-TV-Formaten aus Klassismus-kritischer Perspektive und warfen Fragen dazu auf, wie die Ergebnisse aus einer solchen Analyse in ein diskriminierungssensibles kuratorisches Konzept münden können. Die Darstellung und diskursive Verhandlung von Lebensmitteln in der Wissenschaftskommunikation rund um Raumfahrt und die „Kolonisierung“ des Weltalls untersuchte Eleanor S. Armstrong (Stockholm University). Im abschließenden Vortrag stellte Holly Porteous (University of Strathclyde) ein partizipatives Projekt vor, das Essen und Trinken als inkludierendes Moment in einem Museum nutzte.
Der Workshop zeigte einmal mehr, wie gewinnbringend die Verknüpfung universitärer Forschung mit aktuellen Perspektiven und Herausforderungen musealer Arbeit ist. Die genderinformierte, intersektionale Betrachtung von Ernährung in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, so das Fazit der Teilnehmenden, und das gemeinsame Nachdenken über Chancen und Herausforderungen der musealen Vermittlung regte zum Weiterdenken und Überprüfen der eigenen Herangehensweisen an. Das Museum als Ort des Austauschs und der Forschung bot den hierzu passenden Rahmen, um lokale wie internationale Kontakte zu etablieren und auszubauen und Impulse zu geben für zukünftige Forschung und Kollaboration zu materieller Kultur, Technik und Technologien und der orts- und zeitspezifischen musealen wie universitären Wissensproduktion.
Rückblick auf den 1st Vienna Workshop on STEM Museums, Gender and Sexuality: Outer Edge: Queer(y)ing STEM Collections
Mehr Informationen zum „Fokus Gender" am Technischen Museum Wien: Forschungsschwerpunkt „Fokus Gender“
Sophie Gerber (Technisches Museum Wien) ist Technikhistorikerin und verantwortlich für den „Fokus Gender“.
Der Workshop zeigte einmal mehr, wie gewinnbringend die Verknüpfung universitärer Forschung mit aktuellen Perspektiven und Herausforderungen musealer Arbeit ist. Die genderinformierte, intersektionale Betrachtung von Ernährung in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, so das Fazit der Teilnehmenden, und das gemeinsame Nachdenken über Chancen und Herausforderungen der musealen Vermittlung regte zum Weiterdenken und Überprüfen der eigenen Herangehensweisen an. Das Museum als Ort des Austauschs und der Forschung bot den hierzu passenden Rahmen, um lokale wie internationale Kontakte zu etablieren und auszubauen und Impulse zu geben für zukünftige Forschung und Kollaboration zu materieller Kultur, Technik und Technologien und der orts- und zeitspezifischen musealen wie universitären Wissensproduktion.
Rückblick auf den 1st Vienna Workshop on STEM Museums, Gender and Sexuality: Outer Edge: Queer(y)ing STEM Collections
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Sophie Gerber (Technisches Museum Wien) ist Technikhistorikerin und verantwortlich für den „Fokus Gender“.
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