Die digitale Flaschenpost in die Zukunft

Der Notfall-USB-Stick am Schlüsselanhänger hat heutzutage ein Vielfaches mehr an Speicherkapazität als ein gesamter Computer noch vor wenigen Jahrzehnten und nach Gigabyte und Terabyte messen wir bereits in Petabyte, Exabyte, Zettabyte und Yottabyte. Wir sind in unserem Alltag umgeben von immensen Datenmengen und durch großzügige Speichermöglichkeiten und Cloud-Lösungen müssen wir uns dabei nur mehr selten limitieren oder Daten mit Bedacht selektieren. Was aber hat längerfristig Wert und Bedeutung und was soll nicht in der digitalen Datenflut untergehen?

 
Stellen Sie sich vor, Sie haben nur 10 MB zur Verfügung, um das zu sichern, was Ihnen persönlich wichtig erscheint. Was könnte das sein, wenn Sie sich auf 10 MB beschränken müssten? Welche digitale Flaschenpost möchten Sie in unserem „10-Megabyte-Museum“ in die Zukunft schicken? Welche Ihrer digitalen Schätze soll das Museum für folgende Generationen aufbewahren und welchen kollektiven Nutzen für in Österreich lebende Menschen könnte Ihr digitales Objekt in Zukunft haben?
Museum zum Mitmachen – Begründen Sie mit uns eine neue, digitale Sammlung
Die Sammeltätigkeit des Technischen Museums Wien beschränkte sich bisher auf das Sammeln materieller Kultur. Mit dieser neuen Sammlung – der ersten ihrer Art in Österreich – möchten wir nun für Sie und folgende Generationen auch das digitale Erbe aufbewahren. 
Seien Sie bei der Gründung einer neuen Sammlung dabei und verewigen Sie Ihre digitalen Schätze als Museumsobjekt! Einzige Voraussetzungen: Es muss sich um genuin digitales Material handeln, also ein „digital born object“, das ausschließlich in digitaler Form existiert und eine Größe von 10 MB nicht überschreitet. Der Upload steht für maximal 1.000 Personen zur Verfügung, also zögern Sie nicht lange und zeigen Sie uns, was Ihrer Ansicht nach nicht im digitalen Schall und Rauch versinken darf!
 
Mögliche Themenkreise umfassen neue Technologien, Klimawandel und Energiewende, künstliche Intelligenz, elektronische Musik, Gaming, Tracking, Hacking sowie Netzaktivismus, z. B. im Kampf für Gleichberechtigung, Inklusion oder „clean energy“. Berücksichtigen Sie auch bisher unveröffentlichte Daten(banken) oder Archive, z. B. von im Museum noch unterrepräsentierten Wissensbereichen oder Interessensgruppen, oder eigene digitale Kreationen wie elektronische Kompositionen, Videospiele oder gar eine selbst entwickelte Software. Und denken Sie auch an alles, woran wir vielleicht noch gar nicht denken, wir lassen uns gerne von Ihren Inputs überraschen. 
Digitales und Technik im Ausnahmezustand der Corona-Krise
Unser derzeitiges Leben ist dominiert von der Corona-Krise, diese neue Lebensrealität soll auch in unserer digitalen Flaschenpost entsprechend abgebildet sein. In der Corona-Krise liegt der digitale Sammlungsschwerpunkt unseres „10-Megabyte Museums“ auf Technik in Ihrem Alltag. Als Technikmuseum wissen wir (denn so verhält es sich seit Jahrhunderten): Neue Technologien produzieren auch immer neue Bedürfnisse, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass wir sie hatten. Und für diese neuen Bedürfnisse werden wiederum neue Technologien entwickelt. Früher telefonierten wir mit einem Telefon, aber was wäre die Corona-Krise ohne Smartphone und seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten? Entstehen auch bei Ihnen neue Bedürfnisse durch die intensivere Verwendung neuer Technologien? 
 
Welchen Einfluss hat Technik auf Ihre sozialen Kontakte, das Arbeiten, das Lernen, wen schließt sie ein, wen schließt sie aus? Kann Oma schon skypen und haben wirklich alle Schüler_innen der Klasse einen Computer zuhause? Wie leben Sie mit der Einschränkung von Mobilität, Reisen, Sport und Bewegung, hilft Ihnen eine Online-Yogaklasse oder träumen Sie davon, sich woanders hin zu beamen? Kochen, backen, basteln, spielen oder musizieren Sie? Wie erleben Sie das „Smart Home“ in der Krise, spricht Ihr smarter Kühlschrank noch mit Ihnen? Tendieren Sie zum Hamstern und wie steht es um Ihr Verhältnis zu Tiefkühlkost? Entdecken Sie Ihr bisher verschüttetes Heimwerker_innen-Gen? Netflix oder ORF, oder beides? Brettspiel oder Video-Game? Verspüren Sie Spielsucht?
 
Wie gehen Sie mit Sorgen, Krankheit und Kontrollverlust um? Wie begegnen Sie der unbehaglichen Gleichzeitigkeit von häuslichem Zeitvertreib und den täglichen Tragödien und Toten? Wem vertrauen Sie und helfen Technik und Naturwissenschaft tatsächlich gegen Ungewissheit? 
 
Das Wichtigste jedoch: Was macht Ihnen Freude und was gibt Ihnen Zuversicht? Und was möchten Sie künftigen Generationen mitten aus der Krise berichten, wie sollen wir uns und andere später daran erinnern? Ihr Erleben und Ihre Gedanken, Ihr verwandelter Alltag und Ihr möglicherweise veränderter Bezug zu oder Nutzung von Technik im Alltag in dieser außergewöhnlichen Situation sind Teil der Geschichte. Helfen Sie uns, diese Geschichte zu erzählen!
 
Auch beim Sammlungsfokus „Ausnahmezustand Corona-Krise“ wird nur genuin digitales Material ins „10-Megabyte-Museum“ aufgenommen. Zeigen Sie uns in einem digitalen Medium, welchen Einfluss Technik in Ihrem derzeitigen Alltag hat oder teilen Sie Ihre digitalen Kreationen mit uns! Auch hier freuen wir uns über Ihren Einfallsreichtum!
 
Zusätzlich laden wir Sie auch ein, dieses Gedankenexperiment und ihre digitalen Schätze auf Social Media zu teilen. Verwenden Sie dazu die Hashtags #10MB #tmvienna #technischesmuseumwien oder verlinken Sie uns auf Facebook und Instagram.
Für inhaltliche Rückfragen wenden Sie sich bitte an Martina Griesser-Stermscheg (Abteilungsleitung Sammlungen) unter .