Im Archiv des Museums erzählen kunstvoll gestaltete Tanzkarten und Ballspenden mehr über das Wiener Ballgeschehen um 1900. Und bei genauerer Betrachtung auch über die damaligen sozialen Verhältnisse.
Podcast: Objektstory
Ist Ihre Tanzkarte schon voll?
Do 26. Januar 2023
„Tanzkarten“ waren kleine, mit einem winzigen Bleistift ausgestattete Notizbücher, die die Damen beim Betreten des Ballsaales erhielten. In ihnen war die feste Abfolge an Tänzen abgedruckt. Neben den Tänzen wurden die Namen der Herren eingetragen, um den Überblick zu behalten, wem dieser Walzer oder jener Polka zugesagt wurde.
Tanzkarte des "Balls der k. k. Briefträger", Sofien-Säle, 26. Februar 1900
© Technisches Museum Wien/Archiv
Tanzkarte und Damenspende des k. k. Postballs im Wiener Colosseum, 12. Februar 1900
© Technisches Museum Wien/Archiv
Die kunstvoll gestalteten Tanzkarten wurden oft gemeinsam mit entzückenden Miniaturgegenständen als sogenannte „Damenspende“ verschenkt. Derlei „Galanteriewaren“ wurden aus Karton, Holz, Leder, Blech oder Bronze gefertigt und passten zum jeweiligen Thema das Balls. Sie zeigten Telegrafenapparate, Lokomotiven, Fahrräder, Briefkästen und Posthörner, Bilderalben und Geldbörsen, Kaffeemühlen und Fächer – in einem Fall sogar lebende Kanarienvögel in vergoldeten Käfigen, die der Wiener Tierhändler Joseph Günther 1895 für den Bukarester Hofball nach Rumänien lieferte.
Damenspende eines Wiener Postballs um 1890 (Stadtbriefkasten, aufklappbar)
© Technisches Museum Wien/Archiv
Rückseite der Tanzkarte vom Ball der Depeschenausträger, 5. März 1898
© Technisches Museum Wien/Archiv
Die kleine Sammlung im Post-Archiv des Technischen Museums Wien setzt sich aus „Damenspenden“ von Wiener „Postbällen“ zwischen 1887 und 1914 zusammen und wurde für die alljährlichen Wohltätigkeitsbälle der k. k. Post in Wien hergestellt. Der Erlös dieser Bälle ging an Vereine, die bedürftige Post- und Telegraphenbedienstete oder deren Hinterbliebenen unterstützten.
Dieser Audio-Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Produktionsbüro sisigrant für den Podcast "Im Museum"
(https://www.immuseum.at)
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