Was machen eigentlich Museumsvermittler_innen, wenn das Haus während eines Lockdowns geschlossen ist? Einander die Objekte erklären? Einfach nur rumsitzen? Keineswegs! Auch wenn das Technische Museum Wien während der Pandemie manchmal seine Türen geschlossen halten muss, haben wir mit viel Engagement ein völlig neues, digitales Vermittlungsportfolio aufgebaut und damit neue Wege der Interaktion mit unserem Publikum beschritten.
Text: Clemens Bayer
Auf Distanz und doch mittendrin
Do 01. April 2021
Die Pandemie und insbesondere die Lockdowns stellen auch für Museen eine Herausforderung nie gekannten Ausmaßes dar. Ganz besonders gilt dies natürlich für jene Bereiche mit engem Publikumskontakt – wie bei der Kulturvermittlung. Klassische Vermittlungsformate vor Ort können kaum, über weite Strecken sogar überhaupt nicht, stattfinden. Doch wie heißt es zurzeit so oft: Jede Krise bietet auch Chancen. Denn vielerlei Ideen zu Online-Angeboten in der Kulturvermittlung gab es schon länger. Durch die Einschränkungen der Pandemie erhielten diese Pläne eine ganz neue Dringlichkeit, stellten uns aber auch vor einige Herausforderungen.
Not macht erfinderisch – und experimentierfreudig
Sofort nach Beginn des ersten Lockdowns versammelte sich das Kulturvermittlungsteam mit rauchenden Köpfen in einem Online-Meeting: Wie können wir die interaktive Ebene zu unserem Publikum aufrechterhalten? Welche unserer Programme können auch online funktionieren? Was müssen wir dafür anpassen? Wo müssen wir neue Inhalte recherchieren oder andere Fragen stellen? Zu welchen Themen entsteht auch digital ein Mehrwert für unser Publikum? Welche Technik benötigen wir dazu und wie bewerkstelligen wir das alles via Telework? Aber vor allem auch: Was braucht unser Publikum in dieser herausfordernden Situation und was können wir „auf die Schnelle“ anbieten?
Da das verordnete Dauerstubenhocken besonders für Kinder sehr zermürbend war, wollten wir etwas Abwechslung in ihren Alltag bringen und kindliche Neugier und Wissensdrang weiterhin spielerisch fördern. Als ersten Schritt haben wir deswegen regelmäßig neue Experimentieranleitungen veröffentlicht, die mit einfachen und ungefährlichen Mitteln zu Hause durchgeführt werden können.
Mit viel Einfallsreichtum wurden dazu aus dem Homeoffice eigens Videos produziert, die über Social Media verbreitet wurden. Außerdem wurden auch auf unserer Website didaktisch aufbereitete Anleitungen gratis zur Verfügung gestellt. Mit über 100.000 Downloads und zahlreichen Aha-Erlebnissen war die Initiative ein voller Erfolg!
Not macht erfinderisch – und experimentierfreudig
Sofort nach Beginn des ersten Lockdowns versammelte sich das Kulturvermittlungsteam mit rauchenden Köpfen in einem Online-Meeting: Wie können wir die interaktive Ebene zu unserem Publikum aufrechterhalten? Welche unserer Programme können auch online funktionieren? Was müssen wir dafür anpassen? Wo müssen wir neue Inhalte recherchieren oder andere Fragen stellen? Zu welchen Themen entsteht auch digital ein Mehrwert für unser Publikum? Welche Technik benötigen wir dazu und wie bewerkstelligen wir das alles via Telework? Aber vor allem auch: Was braucht unser Publikum in dieser herausfordernden Situation und was können wir „auf die Schnelle“ anbieten?
Da das verordnete Dauerstubenhocken besonders für Kinder sehr zermürbend war, wollten wir etwas Abwechslung in ihren Alltag bringen und kindliche Neugier und Wissensdrang weiterhin spielerisch fördern. Als ersten Schritt haben wir deswegen regelmäßig neue Experimentieranleitungen veröffentlicht, die mit einfachen und ungefährlichen Mitteln zu Hause durchgeführt werden können.
Mit viel Einfallsreichtum wurden dazu aus dem Homeoffice eigens Videos produziert, die über Social Media verbreitet wurden. Außerdem wurden auch auf unserer Website didaktisch aufbereitete Anleitungen gratis zur Verfügung gestellt. Mit über 100.000 Downloads und zahlreichen Aha-Erlebnissen war die Initiative ein voller Erfolg!
Reger Zuspruch für Bastelanleitungen des Museums
© Technisches Museum Wien/Klaus Pichler
Aber nicht nur unser Publikum war fleißig am Experimentieren: Denn um den hohen qualitativen Anspruch unserer Vermittlung von der physischen in die virtuelle Welt zu tragen, experimentierten auch wir mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten. So wurden Testballons mit einer Vielzahl an verschiedenen Stakeholdern gestartet: Dazu wurden Freund_innen und Bekannte ebenso wie Schulklassen, Kindergartengruppen oder Pädagog_innen rekrutiert, die bereits in der Vergangenheit an Vermittlungsprogrammen vor Ort teilgenommen haben. So wurde in mehreren Durchläufen eine Vielfalt an unterschiedlichen Formaten ausprobiert, an denen mithilfe von intensiven Feedbackrunden und interner Reflexion gefeilt und geschraubt wurde, bis wir vom Ergebnis überzeugt waren.
Gleichzeitig musste auch die technologische Basis für Vermittlungen übers Internet in Windeseile geplant und aufgebaut werden: So entstand im Museum ein vielseitiges „Studio“ als infrastrukturelles Rückgrat für alle Arten digitaler Vermittlung. Die Anschaffung geeigneter Endgeräte und Software ermöglichte außerdem ein Vermitteln live aus anderen Museumsräumlichkeiten und – nötigenfalls – sogar von zu Hause aus.
Gleichzeitig musste auch die technologische Basis für Vermittlungen übers Internet in Windeseile geplant und aufgebaut werden: So entstand im Museum ein vielseitiges „Studio“ als infrastrukturelles Rückgrat für alle Arten digitaler Vermittlung. Die Anschaffung geeigneter Endgeräte und Software ermöglichte außerdem ein Vermitteln live aus anderen Museumsräumlichkeiten und – nötigenfalls – sogar von zu Hause aus.
© Technisches Museum Wien/Xaver Hopfgartner
© Technisches Museum Wien/Xaver Hopfgartner
Das neue Programm in der „neuen Normalität“
Im Laufe des Jahres wurde offensichtlich: Die Corona-Einschränkungen werden uns noch eine Zeit lang begleiten. Für die Kulturvermittlung bedeutete das, den Ausbau und die Erweiterung des Online-Vermittlungsprogramms weiter voranzutreiben. Doch schon in unserer ersten „Krisensitzung“ war klar: Wir wollen nicht einfach Führungen abfilmen und unsere virtuellen Besucher_innen damit „berieseln“. Uns war wichtig, bei Online-Formaten genauso wie bei unseren „Live“-Vermittlungen auf interaktive und dialogische Methoden zu setzen und Raum für Fragen und Gespräch zu schaffen. Denn den Austausch und Diskurs mit unserem Publikum zu erhalten und weiterhin mit unseren Besucher_innen in Beziehung zu treten, ist uns auch in der digitalen Vermittlung ein zentrales Anliegen. So wurde eine komplett neue Online-Vermittlungsstrategie erstellt, in der sich physische und digitale Workshops inhaltlich und methodisch ergänzen, es wird nicht einfach ein analog vorhandener Workshop auf digital getrimmt.
Im Laufe des Jahres wurde offensichtlich: Die Corona-Einschränkungen werden uns noch eine Zeit lang begleiten. Für die Kulturvermittlung bedeutete das, den Ausbau und die Erweiterung des Online-Vermittlungsprogramms weiter voranzutreiben. Doch schon in unserer ersten „Krisensitzung“ war klar: Wir wollen nicht einfach Führungen abfilmen und unsere virtuellen Besucher_innen damit „berieseln“. Uns war wichtig, bei Online-Formaten genauso wie bei unseren „Live“-Vermittlungen auf interaktive und dialogische Methoden zu setzen und Raum für Fragen und Gespräch zu schaffen. Denn den Austausch und Diskurs mit unserem Publikum zu erhalten und weiterhin mit unseren Besucher_innen in Beziehung zu treten, ist uns auch in der digitalen Vermittlung ein zentrales Anliegen. So wurde eine komplett neue Online-Vermittlungsstrategie erstellt, in der sich physische und digitale Workshops inhaltlich und methodisch ergänzen, es wird nicht einfach ein analog vorhandener Workshop auf digital getrimmt.
© Technisches Museum Wien
© Technisches Museum Wien
Unser Publikum stand bei allen Überlegungen natürlich im Mittelpunkt, denn dieses wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten während der Pandemie unterstützen:
Pädagog_Innen, die auf der Suche nach Unterrichtsmaterialien für E-Learning sind, Eltern, die ihren Nachwuchs sinnvoll beschäftigt wissen wollen, Kinder, deren Wissensdurst trotz schulfrei keine Pause kennt, und all jene, die die Zeit zu Hause nutzen wollen, um Neues zu lernen und zu entdecken – sie alle möchten wir mit unserem Online-Angebot bereichern. Unsere digitalen Vermittlungsformate sind deshalb so facettenreich wie unser Publikum und reichen von Workshops zu aktuellen Sonderausstellungen und virtuellen Führungen über Tutorials zum Umgang mit innovativen Technologien oder Live-Experimente-Shows bis hin zu Schulungen für Pädagog_innen und partizipativen Reflexionsformaten über die Corona-Krise.
Pädagog_Innen, die auf der Suche nach Unterrichtsmaterialien für E-Learning sind, Eltern, die ihren Nachwuchs sinnvoll beschäftigt wissen wollen, Kinder, deren Wissensdurst trotz schulfrei keine Pause kennt, und all jene, die die Zeit zu Hause nutzen wollen, um Neues zu lernen und zu entdecken – sie alle möchten wir mit unserem Online-Angebot bereichern. Unsere digitalen Vermittlungsformate sind deshalb so facettenreich wie unser Publikum und reichen von Workshops zu aktuellen Sonderausstellungen und virtuellen Führungen über Tutorials zum Umgang mit innovativen Technologien oder Live-Experimente-Shows bis hin zu Schulungen für Pädagog_innen und partizipativen Reflexionsformaten über die Corona-Krise.
© Technisches Museum Wien/Xaver Hopfgartner
Eine spannende Lernerfahrung – nicht nur für unser Publikum
Wer schon eine Online-Vermittlung mitgemacht hat, weiß vielleicht aus eigener Erfahrung: Die Zeit am Bildschirm ist anstrengender, die Aufmerksamkeitsspanne dadurch kürzer als im echten Leben. Vielen Menschen fällt es auch schwerer nur via Bildschirm mit anderen zu interagieren und auch technologisch stellen Online-Programme natürlich höhere Ansprüche an die Teilnehmer_innen und deren technische Voraussetzungen.
Gleichzeitig mussten wir Kulturvermittler_innen ebenfalls in kurzer Zeit lernen, mit den Besonderheiten der virtuellen Vermittlungsebene umzugehen: Neues Know-how im Bereich Technologie und Software musste in kürzester Zeit aufgebaut werden und auch methodisch bedeutet das Online-Vermitteln eine Umstellung – müssen doch virtuelle Formate moderiert, viel stärker aktiviert und auch im Hintergrund technisch und organisatorisch begleitet werden.
Wer schon eine Online-Vermittlung mitgemacht hat, weiß vielleicht aus eigener Erfahrung: Die Zeit am Bildschirm ist anstrengender, die Aufmerksamkeitsspanne dadurch kürzer als im echten Leben. Vielen Menschen fällt es auch schwerer nur via Bildschirm mit anderen zu interagieren und auch technologisch stellen Online-Programme natürlich höhere Ansprüche an die Teilnehmer_innen und deren technische Voraussetzungen.
Gleichzeitig mussten wir Kulturvermittler_innen ebenfalls in kurzer Zeit lernen, mit den Besonderheiten der virtuellen Vermittlungsebene umzugehen: Neues Know-how im Bereich Technologie und Software musste in kürzester Zeit aufgebaut werden und auch methodisch bedeutet das Online-Vermitteln eine Umstellung – müssen doch virtuelle Formate moderiert, viel stärker aktiviert und auch im Hintergrund technisch und organisatorisch begleitet werden.
Das Geheimnis, in einer solchen Umgebung eine interessante, abwechslungsreiche und angenehme Lernerfahrung zu gestalten, liegt in Konzepten, die die Stärken des Vermittlungsmediums Internet nutzen und seine Schwächen ausgleichen. Ein Vorteil der Online-Vermittlung ist etwa, dass unterschiedlichste Teilnehmer_innen mittels digitaler Anwendungen auf komfortable Art und Weise gemeinsam etwas erarbeiten können. Außerdem können Museumsobjekte miteinander in Verbindung gebracht werden, die im Haus weit voneinander entfernt und damit schwierig kombinierbar sind. Oder es kann ein Objekt in den Fokus gestellt werden, dass sich im Wohnraum der Teilnehmer_innen befindet, wodurch neue Fragen und individuelle Erfahrungen in die Vermittlung einfließen können. Um der Bildschirm-Müdigkeit vorzubeugen, greifen wir in unseren Online-Programmen immer wieder auch zu Papier und Stift oder stehen auf und bewegen uns im Raum. Mit diesem lebendigen Wechsel zwischen verschiedenen digitalen und analogen pädagogischen Vermittlungstools eröffnet sich eine völlig neue, bunte Museumswelt für alle Beteiligten.
© Technisches Museum Wien/Xaver Hopfgartner
© Technisches Museum Wien/Xaver Hopfgartner
Gekommen, um zu bleiben
Eines ist klar: Gewünscht hat sich diese Ausnahmesituation niemand. Trotzdem entsteht auch Positives, das die Zukunft des Technischen Museums Wien auch noch in der Zeit nach Corona prägen wird: Denn bereits jetzt können wir trotz Social Distancing, Lockdowns und etwaiger Museumsschließungen nicht nur weiterhin für unser Publikum „zugänglich“ sein, sondern erreichen auch Teilnehmer_innen aus den Bundes- oder sogar Nachbarländern ebenso wie Personen mit eingeschränkter Mobilität. So schaffen wir in dieser herausfordernden Zeit nachhaltige Formate, Wege und Methoden, um gesellschaftlich wirksam zu sein und unser Museum für alle zu öffnen.
Unsere Online-Angebote: Das Digitale Museum
Eines ist klar: Gewünscht hat sich diese Ausnahmesituation niemand. Trotzdem entsteht auch Positives, das die Zukunft des Technischen Museums Wien auch noch in der Zeit nach Corona prägen wird: Denn bereits jetzt können wir trotz Social Distancing, Lockdowns und etwaiger Museumsschließungen nicht nur weiterhin für unser Publikum „zugänglich“ sein, sondern erreichen auch Teilnehmer_innen aus den Bundes- oder sogar Nachbarländern ebenso wie Personen mit eingeschränkter Mobilität. So schaffen wir in dieser herausfordernden Zeit nachhaltige Formate, Wege und Methoden, um gesellschaftlich wirksam zu sein und unser Museum für alle zu öffnen.
Unsere Online-Angebote: Das Digitale Museum
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