Mo 18. Januar 2021
Um zukunftsweisend und gesellschaftlich wirksam zu agieren, ist unsere Arbeit von der Idee der Nachhaltigkeit geleitet. Finden Sie heraus, wie wir Nachhaltigkeit im Museumsbetrieb leben und was die Sustainable Development Goals damit zu tun haben!
 
Wir lieben Technik und Wissenschaft! Und wir sind fasziniert von ihren Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft. Kein Menschenleben ist davon unberührt und der technologische Fortschritt erhöht unsere Lebenserwartung und macht unser Arbeitsleben effizienter und unseren Alltag komfortabler. Immer mehr Unmögliches wurde und wird auf einmal möglich.

Begeisterung für Technik, Bekenntnis zu Nachhaltigkeit
Diese Begeisterung für ausgeklügelte Erfindungen von neugierigen Menschen teilen wir mit unserem Publikum in unseren Ausstellungen und Vermittlungsprogrammen. Aber wir reflektieren auch gemeinsam die gesellschaftspolitischen Folgen von technologischem Fortschritt und dabei wird klar: Die ökologischen, ökonomischen und sozialen Effekte sind nicht immer positiv und auch die daraus resultierenden Vorteile sind global gesehen noch nicht gleichermaßen angekommen oder verteilt.

Um den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, wollen wir unsere Besucher_innen ermutigen und ermächtigen visionär an Zukunftsmodellen mitzuarbeiten. Für das dazu erforderliche kritische Verständnis von technischen und gesellschaftlichen Prozessen bieten wir deshalb eine Plattform für Reflexion und Diskurs, die von der Idee der „Nachhaltigkeit“ geleitet ist.

Verankerung in Leitbild und Museumskonzept
In unseren Ausstellungen und Vermittlungsprogrammen behandeln wir bereits seit längerem Themengebiete rund um Nachhaltigkeit, Umweltschutz, erneuerbare Energie oder Abfallproblematik. Mit Antritt der neuen Generaldirektion Anfang 2020 haben wir uns aber noch intensiver der Nachhaltigkeit verschrieben und diesen Fokus auch im Leitbild und unserer strategischen Ausrichtung verankert. Als geeignete Rahmendefinition orientieren wir uns dabei an den 17 Sustainable Development Goals (kurz SDGs), die von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Diese weltweit empfohlene Agenda für nachhaltige Entwicklung bis 2030 dient sowohl Bund, Ländern und Städten als auch zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen und Unternehmen als wichtiger Referenzrahmen.

Die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen: Die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen
Die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen
Als Bundesmuseum sind wir uns unserer besonderen Verantwortung bewusst und verpflichten uns mit der Aufnahme der SDGs in unser Leitbild und unser Museumskonzept nicht nur gegenüber den offiziellen Aufsichtsorganen wie dem Kuratorium und dem übergeordneten Ministerium, sondern auch gegenüber der gesamten Öffentlichkeit.

Wie wir die SDGs mit unserem Publikum reflektieren
Indem wir unsere Objekte und Expertise mit aktuellen Fragestellungen rund um die Nachhaltigkeitsziele verknüpfen, bieten wir unserem Publikum kritische Denkanstöße und Raum für Dialog und Diskurs. In unserer aktuellen Sonderschau „Die 12.10 – Eine Dampflok der Superlative“  erkunden wir beispielsweise wie eine Dampflok aus den 1930er-Jahren im CO2-Vergleich mit einem heutigen Flugzeug abschneidet oder wie ähnlich sich damalige und heutige Diskussionen rund um die Energiewende sind (SDG 7: Bezahlbare und Saubere Energie). In der neuen Sonderausstellung „Künstliche Intelligenz?“ reflektieren wir, inwiefern soziale Ungleichheiten durch Künstliche Intelligenz institutionalisiert und verstärkt werden können (SDG 10 Weniger Ungleichheiten) oder wie sich autonome Mobilität auf unsere Stadtentwicklung auswirken kann (SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden).

Als Auftakt der Beschäftigung mit den SDGs haben wir bereits im Sommer 2020 die erste Museumsschau zu den Auswirkungen der Corona-Krise präsentiert. In der Pop-up-Installation wurden die Folgen der Pandemie auf die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele reflektiert und in Kontext gesetzt.

Besucher_innen in der Pop-up-Installation "Corona Impact. An-Denken in 17 Stationen"
Besucher_innen in der Pop-up-Installation "Corona Impact. An-Denken in 17 Stationen"

Um niederschwellig und dauerhaft zur kritischen Auseinandersetzung mit unserer „neuen Ausgangslage“ anzuregen, teilen wir zusätzliche Ausstellungsinhalte auch auf unserem neu gegründeten YouTube-Channel.

Dabei wurden beispielsweise die Auswirkungen des Lockdowns auf unsere psychische Gesundheit (SDG 3 Gesundheit und Wohlergehen) beleuchtet oder näher ergründet, was Biodiversität mit zoonotischen Infektionskrankheiten wie COVID-19 zu tun hat (SDG 15 Leben an Land).

Zu welchen SDGs wir einen besonderen Beitrag leisten wollen
Zwar sind alle SDGs gleichwertig in unserer Strategie integriert, einige sind aber in unserer Arbeitsweise und unseren Werte besonders verankert und wir fühlen uns verantwortlich auch direkt zu ihrer Zielerreichung beizutragen:

SDG 4 - Hochwertige Bildung
Als wichtiger außerschulischer Lernort erfüllen wir unseren Bildungsauftrag mit wissenschaftlicher Verantwortung. Dabei wollen wir fundiertes Wissen und neue Perspektiven vermitteln und bereits bei Kindern und Jugendlichen Neugier und Begeisterung für Wissenschaft, Forschung und Technik wecken. Um breite und inklusive Teilhabe zu ermöglichen, entwickeln wir neben unseren umfassenden und vielfältigen Vermittlungsprogrammen im Haus ebenfalls mobile Vermittlungsformate und intensivieren weiterhin unsere Aktivitäten in der Online-Vermittlung. Auch sozioökonomisch benachteiligte Gruppen wollen wir durch interaktive und partizipative Kooperationsformate gezielt erreichen und involvieren.

Vermittlungsprogramm im Technischen Museum Wien
Vermittlungsprogramm im Technischen Museum Wien

SDG 5 - Geschlechter-Gleichheit
Als größtes österreichisches Technikmuseum sehen wir es als unsere Verantwortung einen Beitrag zum Gleichgewicht der Geschlechter in Naturwissenschaften und Technik zu leisten und die Dekonstruktion von Stereotypen voranzutreiben. Ein genderreflektierter Zugang ist dementsprechend ein Querschnittsthema, das sich in all unseren Aktivitäten wiederfindet und sich in unserer Sammlungs-, Ausstellungs- und Vermittlungsstrategie spiegelt. Inhaltlich verfolgen wir dabei einerseits einen differenzfeministischen Ansatz, indem wir den Beitrag von Frauen bewusst sichtbar machen (z. B. Frauengalerie) und spezifische Formate für Frauen und Mädchen schaffen (z. B. Maker*Sister Herbst-Camp). Um Gender-Stereotypen nicht ungewollt zu reproduzieren bzw. eine Hierarchisierung der Geschlechter aufrecht zu erhalten, entwickeln wir aber auch andererseits Angebote, die jenseits des Gender-Dualismus auf unterschiedliche Bedürfnisse, Anliegen und Interessen eingehen, seien sie auf Basis von Gender, Lerntyp, Persönlichkeitsstruktur, Wissensstand oder kulturellem Hintergrund.

Führung durch die "Frauengalerie" im Technischen Museum Wien: Führung durch die "Frauengalerie" im Technischen Museum Wien
Führung durch die "Frauengalerie" im Technischen Museum Wien
SDG 9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur
Das Technische Museum Wien verfügt im regionalen und internationalen Vergleich über eine einzigartige Sammlung, die den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt der letzten Jahrhunderte bewahrt und eindrucksvoll präsentiert. Unsere Sammlung zeigt auch, dass Technik als Triebfeder für gesellschaftlichen Wandel dienen kann, aber zu allen Zeiten auch Skepsis ebenso wie soziale, ökologische und ökonomische Ängste hervorrufen konnte. Deshalb wollen wir unser Publikum mit vielfältigen Wissen und Perspektiven ebenso wie mit nachhaltigen Denkanstößen versorgen. Denn ein reflektiertes Grundverständnis von technischen und gesellschaftspolitischen Prozessen relativiert nicht nur Zukunftsängste, sondern ermächtigt auch, aktiv und kritisch an Fortschrittsideen und Innovationen mitzuwirken.

Besonders für unser junges Publikum bieten wir vielfältige, spielerische und interaktive Formen der Wissensvermittlung, die ein sprichwörtliches Be-Greifen von Technik ermöglichen. Dadurch fördern wir bereits frühkindlichen Forschungs- und Entdeckungsdrang und vermitteln Begeisterung und zukunftsweisende Kompetenzen für den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).

Das techLAB im Technischen Museum Wien: Das techLAB im Technischen Museum Wien
Das techLAB im Technischen Museum Wien
SDG 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz
Da der Klimawandel eine der bedeutendsten Herausforderung unserer Zeit ist und durch technologischen Fortschritt nicht nur verursacht, sondern auch gelöst werden kann, sehen wir es als unsere Aufgabe, die Öffentlichkeit umfassend zu diesem Thema zu informieren. Umwelt- und Klimaschutzthemen greifen wir deshalb kontinuierlich in unseren Dauer- und Sonderausstellungen auf, ebenso bieten wir vielfältige Vermittlungsprogramme mit diesen Schwerpunkten an und bauen diese laufend aus. Außerdem engagieren wir uns besonders für eine nachhaltige Museumslandschaft und thematisieren die damit in Zusammenhang stehenden Aktivitäten in der Schausammlung („Fridays for Future“).

Protestschilder, ausgestellt in der Pop-up-Installation "Corona Impact. An-Denken in 17 Stationen"
Protestschilder, ausgestellt in der Pop-up-Installation "Corona Impact. An-Denken in 17 Stationen"
Wie wir Nachhaltigkeit im operativen Betrieb leben
Unser Bekenntnis zur Nachhaltigkeit leben wir auch im operativen Betrieb und haben dafür auch das Österreichische Umweltzeichen erhalten. Finden Sie heraus, was uns zu einem „Grünen Museum“ macht und helfen Sie mit, den Museumsbetrieb noch umweltfreundlicher zu gestalten!

Wir sind davon überzeugt, dass Technik, Wissenschaft und Forschung einen immensen Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung in ökologischen, sozialen und ökonomischen Bereichen leisten kann. Aufgrund der immer schneller werdenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen rücken wir deshalb auch den Museumsbegriff viel stärker in die Gegenwart und Zukunft und laden Sie ein, mit uns gemeinsam sowohl das historische als auch das zeitgemäße Potenzial von technischen Innovationen zu erkunden!

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